Osnabrück. Der Jahresempfang des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) Osnabrück – Grafschaft Bentheim – Emsland ist traditionell der Auftakt des Wirtschaftsverbands für die Veranstaltungen im Jahresverlauf. Mit Gregor Gysi hatten Beate und Christian Göwecke vom BVMW am Mittwochabend einen hochkarätigen Gastredner ins NOZ-Medienhaus eingeladen.
Den Impuls des Abends gab Johannes Rahe, Vorsitzender der Ursachenstiftung. Sie unterstützt unter anderem das Projekt Generationenwerkstatt, in der Jungen in der siebten und achten Klasse von Ruheständlern etwas über Handwerk und Berufe lernen. „Unser Projekt steht auf drei Säulen: dem Fokus auf der kommenden Generation, dem Unternehmer in der Region und der erfahrenen Generation, die ihr Wissen weitergibt“, erklärte Rahe das Projekt, an dem Ruheständler wie Schüler freiwillig teilnehmen. In diesem Jahr werde das 100. Projekt abgeschlossen.
Minderheitsregierung würde Demokratie bereichern
Auch Linke-Politiker Gysi, den Sebastian Kmoch, Geschäftsführer der MSO Medienservice, als begnadeten Redner, Rhetoriker und Mann der klaren Worte ankündigte, zeigte sich beeindruckt. „Was Herr Rahe vorgestellt hat, hat mir imponiert.“ Recht launig ging der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linkspartei sowohl auf das Projekt als auch auf das aktuelle politische Schauspiel in Berlin ein. Einer möglichen neuen Großen Koalition konnte er dabei wenig abgewinnen. „Ich finde eine Minderheitsregierung nicht schlimm.“ Die Debatten im Bundestag würden dann deutlich spannender. „Das ist eine Bereicherung der Demokratie.“
Regierung im Verwaltungsmodus
Aktuell sei die Regierung im „Verwaltungsmodus“. Der sei jedoch erschöpft – auch für Angela Merkel. „Sie hat keine Ideen. Nicht für Deutschland und nicht für Europa.“ Aber auch für die beiden großen Volksparteien sah Gysi eine Große Koalition als nicht unproblematisch. Sie könne für beide das Ende bedeuten – denn beide Parteien würden von Wahl zu Wahl weniger Zustimmung erfahren. „Geht das so weiter, liegen sie in vier Jahren bei rund 40 Prozent.“
Probleme werden nicht angesprochen
Auch Michael Woltering vom BVMW sparte bei seiner Begrüßung nicht mit Kritik an der aktuellen Politik. „Die echten Probleme werden nicht angesprochen.“ Pflege, Rente, Infrastruktur und Mobilfunk nannte Woltering als Beispiele. Den rund 200 Gästen des Abends gab er mit auf den Weg: „Seien Sie kritisch und nehmen Sie die festgefahrenen Strukturen nicht als gegeben hin.“
Ein Artikel der Neuen Osnabrücker Zeitung, NOZ von Nina Kallmeier 31.01.2018
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