„Wir haben die Fertigung mit unseren eigenen Händen richtig erleben können“, freute sich Andre Lübbrecht über die intensive handwerkliche Erfahrung. Sein Mitschüler Maximilian Rau erklärte den Gästen der kleinen Abschlussfeier, wie er als ersten Schritt einen Gipsabdruck von seinem Bein gemacht hatte. Den Fortgang –Ausgießen, Glätten und Nachgipsen – erläuterte sein Mitschüler Mohamad Arafat. „Schließlich konnten wir so mit einem auf 160 Grad Celsius erhitzten thermoplastischen Kunststoff einen exakt für das eigene Schienbein passenden Schoner herstellen“, ergänzte Mohamed Khalil. Das Design und die farbliche Gestaltung hatten sich die Jungs ebenfalls selbst ausgesucht.
Noch Zeit für einen Gürtel
Die Betreuer Dennis Nohl und Daniel Barral von RAS-Team blickten positiv auf die sieben Nachmittage mit den fünf Jungen zurück. „Wer schon Erfahrungen mit bestimmten Arbeitsschritten gesammelt hatte, zeigte danach den anderen, wie es geht“, ging Dennis Nohl auf die gegenseitige Hilfe der „Praktikanten“ untereinander ein. Die gemeinsame Arbeit habe allen viel Spaß gemacht. Da sie am letzten Tag noch Zeit übrig hatten, durften sich die Jungs noch Gürtel aus Leder machen.
Kein typisches Praktikum
„Das war nicht der typische Stil eines Praktikums, bei dem Schüler Fachkräften meist nur über die Schulter schauen“, wendete sich RAS-Betriebsleiter Friedrich Jahns an die Lehrer und Eltern der Schüler. Zwei gestandene Fachkräfte aus der Orthopädie-Technik führten die Eleven jedes Mal intensiv in praktische Arbeiten ein – zunächst theoretisch im Schulungsraum und dann in der Werkstatt. „Auch vor dem Hintergrund des problematischen Fachkräftemangels bieten wir gerne solche Praktika an, um möglichen jungen Nachwuchs zu motivieren“, erklärte Jahns.
Zum Konzept der Generationen-Werkstatt gehört, dass zwischen männlichen Jugendlichen und erfahrenen Handwerkern eine Beziehung entsteht. Insbesondere richten sich die Projekte der Ursachenstiftung an Jungen, die mit den theoretischen Anforderungen in der Schule nicht so gut klarkommen. Johannes Rahe, der Erfinder der Generationen-Werkstatt und Gründer der Ursachenstiftung, freute sich, dass auch wieder Eltern zur Abschlussfeier gekommen waren. „Unsere Kinder haben hier ein Gesundheitshandwerk kennengelernt, dem sie sonst nie begegnet wären“, meinte Mutter Karin Lübbrecht.
Soziales Lernen
Den Aspekt des sozialen Lernens in der Generationen-Werkstatt betonte Lehrer Axel Rothkehl von der Ratsschule. Er dankte der Stiftung für das tolle Angebot und „dem RAS-Team, das viel Manpower und hochwertiges Material investiert hat“. Nach der sechsten Teilnahme der Ratsschule in einer Generationen-Werkstatt seien diese Projekte auch bei Schülern der Meller Oberschule ausgesprochen beliebt.
Das Projekt mit dem RAS-Team war die 98. Generationen-Werkstatt im Raum Osnabrück und Emsland, davon fanden elf in Melle statt. Johannes Rahe verzeichnet einen steten Zuwachs, allein in diesem Jahr liefen und laufen noch insgesamt 40 Generationen-Werkstätten.
Ein Artikel vom Meller Kreisblatt, NOZ von Norbert Wiegand 28.09.2017
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