Menschen aus dem Berufsleben, die bereits im Ruhestand sind, helfen Schülern, Zugang zur Arbeitswelt zu bekommen – das ist die Idee der Generationenwerkstatt. Nutznießer gibt es auf allen Seiten. Jungen Menschen bieten sich Einblicke in das Berufsleben, die sie auf andere Weise wohl kaum bekommen hätten, Unternehmen kommen mit potenziellen Nachwuchskräften in Kontakt und für die Fachkräfte im Ruhestand ergibt sich eine Möglichkeit, ihr Fachwissen an die kommende Generation weiterzugeben.
Landmaschinen
Einen weiteren Aspekt hatte das aktuell von den Berufsbildenden Schulen Westerberg und den Amazone-Werken umgesetzte Projekt. Mit Florian Janfrüchte war nur ein klassischer Kandidat für die Generationenwerkstatt dabei. Die anderen Teilnehmer waren Schüler, die als Flüchtlinge nach Osnabrück kamen. Kubrom Bereketab aus Eritrea, Ezechiel Kouame Yao von der Elfenbeinküste, Essrar Niazi aus Afghanistan und Mohamed Yousif aus dem Sudan wollten ebenfalls die Arbeitswelt bei dem großen Landmaschinenhersteller kennenlernen.
Ihnen zur Seite stand Klaus Deuper. Als ehemaliger Amazone-Mitarbeiter engagiert er sich seit Jahren für den Berufsnachwuchs. 40 Jahre sei er in dem Unternehmen gewesen, berichtete Deuper zum Abschluss, dieses Projekt sei aber auch für ihn etwas Neues gewesen. „Mir hat es sehr viel Spaß gemacht“, meinte er. „Die Jungs hatten viel Ehrgeiz.“ Im Werk haben sie die Teile ausgelasert, entgratet, Rohre zugesägt und alles zusammengebaut. Sogar etwas Holzarbeit kam dazu. Entstanden sind eine Bank, zwei große Feuerschalen und eine große Laterne. Diese gehören jetzt dem BSZW. Inwieweit sie auf dem Schulgelände zum Einsatz kommen oder verkauft werden, will die Schule in den nächsten Wochen in Ruhe entscheiden.
Feuerschalen
Eine der Feuerschalen bekommt aber sicher Marianne Tegeler. Sie hatte das Projekt an der Schule betreut und dafür gesorgt, dass die Schüler auch wirklich jeden Mittwoch im Bus nach Hasbergen saßen. Und das war nicht immer einfach. Manchmal haperte es an technischen Problemen, ein anderes Mal mussten die engen Terminpläne erklärt werden und ab und zu verstanden sich Schüler und Lehrer auch ganz einfach nicht. „Schüler fragen bei Nichtverstehen selten nach“, so Tegeler. Letztlich habe es aber dennoch immer gut geklappt.
Und das Sprachverständnis der vier Flüchtlinge wurde in den Wochen des Projektes auch immer besser. „Das ist ein wichtiger Teil der Arbeit“, bestätigte auch Schulleiter Franz Josef Papenbrock. Von vielen Problemen konnte Betreuer Deuper jedoch nicht berichten. Deutsch sei von Anfang an die Kommunikationssprache gewesen und bei den wenigen Problemen helfe heute schon das Smartphone mit der richtigen App weiter. „Das ist sicher nicht das letzte Mal, dass wir so etwas machen“, schaute er schon nach vorn.
Kooperation
Auch Johannes Rahe, Stiftungsvorstand der „Ursachenstiftung“, die hinter der Generationenwerkstatt steht, freute sich über den erfolgreichen Verlauf der Zusammenarbeit. „Ich bin ganz überwältigt, von dem was wir hier erleben dürfen“, sagte er zur offiziellen Übergabe der Werkstücke an das BSZW. Viele Flüchtlinge suchten aus finanziellen Gründen schneller eine Beschäftigung, erklärte er. „Eine Ausbildung hat in Deutschland aber auch einen Wert über den reinen Broterwerb hinaus.“ Mit zwölf Klassen, sieben Sprachförderklassen und fünf Klassen zur Einstiegsqualifikation betreut das BSZW zurzeit über 160 Sprachförderschüler. „Wir leisten hier bereits seit 2010 Schwerpunktarbeit“, so Ulf Zumbrägel, der als stellvertretender Schulleiter diesen Bereich betreut. Dank der langjährigen Erfahrung in diesem Bereich laufe die Integration und Beschulung der schulpflichtigen Flüchtlinge in Osnabrück sehr erfolgreich. Die regelmäßigen Kooperationen mit den Unternehmen täten dann ihr übriges.
Ein Artikel der Neuen Osnabrücker Zeitung, NOZ von Robert Schäfer 26.12.2018
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