Nach vier Jahren Praxisarbeit war es an der Zeit, das Handbuch der „GenerationenWerkstatt“ zu aktualisieren.
Was wurde überarbeitet:
Eine neue Einführung von Seiten des Stifters, ein Rückblick von der Botschafterin der „GenerationenWerkstatt“ und ein Vorwort vom neuen Präsidenten der Handwerkskammer sowie aktuelle Zitate, Fotos aus diversen Projekten und ein Interview mit unserer „First Lady“ Elke Büdenbender wurden hinzugefügt. Das neue Handbuch ist ab sofort auf www.ursachenstiftung.de/Downloads verfügbar.
Interview mit Marianne Fischer, ehem. Schulleiterin der Oberschule Uelsen
Frau Fischer, in den letzten drei Jahren haben Sie insgesamt neun GenerationenWerkstatt-Projekte mit mehr als dreißig Schülern durchgeführt. Warum setzen Sie auf dieses Projekt?
Berufsorientierung ist ein charakteristisches Merkmal im Profil der Oberschule Uelsen. Ein ganz besonders wertvoller Baustein ist dabei das Projekt GenerationenWerkstatt, das den teilnehmenden Schülern einen niederschwelligen und tiefgehenden Einblick in verschiedene Handwerksberufe ermöglicht.
Was macht die GenerationenWerkstatt aus Sicht Ihrer Schule so wertvoll?
Da sind allen voran die beteiligten Betriebe zu nennen, die einen enorm hohen Arbeitsaufwand auf sich nehmen, um die Schüler gut zu betreuen und ihnen interessante Projekte anzubieten. Sie stellen ihre Materialien, Maschinen und Werkzeuge zur Verfügung, beschäftigen einen Mitarbeiter für einen Nachmittag in der Woche, übernehmen Verantwortung für die Arbeitssicherheit und kümmern sich intensiv um die Jungen, die von der Pieke auf die jeweiligen Arbeitsprozesse durchlaufen.
Was die ganze Sache aus meiner Sicht so besonders macht, ist die individuelle Zuwendung, die unsere Schüler erhalten und erfahren, die vielfältigen Arbeitsschritte, die sie kennenlernen bzw. selbst ausführen, die Fachkompetenz, die ihnen dabei zur Seite steht, die Chance der Identifikation mit dem jeweiligen Produkt und am Ende das Gelingen im Sinne einer „Könnenserfahrung“.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von den Schülern, die am Projekt teilgenommen haben?
Überwiegend positive: Die Schüler machen die Erfahrung, dass wenn ich etwas leiste, ich am Ende darauf auch stolz sein darf. Fleiß, Verantwortungsgefühl, Pünktlichkeit, Leistungsbereitschaft – das sind Schlüsselkompetenzen, die am Ende der Schulzeit unsere Schüler ausbildungsfähig machen. Die GenerationenWerkstatt unterstützt uns als Schule in einzigartiger Weise, diese Werte zu erziehen.
Von der älteren Generation lernen, das beinhaltet eine weitere Chance zur Erziehung, nämlich die, dass die Jugend den Älteren mit Respekt begegnet, da sie im Projekt GenerationenWerkstatt erleben, was ihre Betreuer alles zu leisten vermögen und welche Wertschätzung die Jungen durch sie erfahren.
Die Schüler gewinnen tiefe Einblicke in die jeweiligen Firmen und Berufe. Sie nehmen davon mehr mit als ihnen heute bewusst ist. Darüber hinaus haben sie gelernt, mit anderen zusammenzuarbeiten. Das fördert den Teamgeist, gerade heute ein wichtiges Bildungsziel.
Was haben die Unternehmen davon, GenerationenWerkstätten anzubieten?
Wenn die GenerationenWerkstatt das Interesse der Schüler für die jeweiligen Berufe weckt und die Firmen Interesse an einem potentiellen neuen Mitarbeiter finden, dann ist das Projekt ein Gewinn auf allen Ebenen.
Inzwischen fehlen der Wirtschaft so viele gut ausgebildete Facharbeiter, Meister und Ingenieure, dass es für die Schulen in noch höherem Maß als bisher wichtig ist, den Berufsübertritt vorzubereiten. Einer der Faktoren, der zum Gelingen beiträgt, ist die Kooperation zwischen der Schule und den Betrieben der Umgebung, deren spätere Auszubildende aus unserer Schule entlassen werden.
Sie gehen in diesem Sommer in Pension. Wie wird es mit der GenerationenWerkstatt an der Oberschule Uelsen weitergehen?
Ich bin mir sicher, dass die GenerationenWerkstatt an der Oberschule Uelsen ebenso erfolgreich fortgesetzt wird. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Ursachenstiftung und die beteiligten Handwerksbetriebe nicht nachlassen in der Unterstützung unserer Jugend und weiterhin unsere und andere Schulen in ihrem Bemühen unterstützen, zukunfts- und ausbildungsfähige, lern- und leistungsbereite junge Menschen für das Handwerk zu begeistern.
Welches GenerationenWerkstatt-Projekt hat Sie in den vergangenen Jahren besonders beeindruckt?
Alle Projekte haben etwas Eigenes. Beeindruckend ist für mich, wie engagiert die jeweiligen Betriebe und ganz besonders die „Unruheständler“ mit unseren Schülern arbeiten. Ebenso beeindruckend erlebe ich die Betreuung durch Frau Beineke als Botschafterin der Ursachenstiftung. Ihre Arbeit der Vernetzung von Betrieben und Schulen sowie der Unterstützung während der Projektzeiten erleichtert und gewährleistet den Qualitätsanspruch des Projekts.
Die GenerationenWerkstatt richtet sich vorrangig an Jungen. Was halten Sie davon?
Es sind häufiger die Jungen, die in den allgemeinbildenden Schulen bis zum ihrem Erwachsenwerden eher benachteiligt sind, da die Schule immer noch Tugenden pflegt, die in der entsprechenden Altersgruppe eher den Schülerinnen entgegenkommen. Somit ist es für mich folgerichtig, dass das Projekt speziell die Jungen anspricht.
Es wäre jedoch schön, wenn es ein vergleichbares Projekt auch für Mädchen gäbe. Es gibt immer wieder Nachfragen, warum Schülerinnen nicht teilnehmen dürfen.
Der neue Schulleiter der Oberschule Uelsen, Kai Schmidt, plant, die GenerationenWerkstatt-Projekte mit interessierten Unternehmen aus der Region fortzuführen.
Interview: Regine Hoffmeister, Pressereferentin der Ursachenstiftung
"GenerationenWerkstatt Aktuell" 9/2018 als Download herunterladen<