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Generationenwerkstatt: Schüler bekommen Lust aufs Handwerk

Den Schulabschluss in der Tasche – und dann? Für viele Jugendliche geht es heute – nach einem Auslandsaufenthalt oder einem Freiwilligenjahr – direkt ins Studium, an eine Ausbildung im Handwerk denken immer weniger junge Menschen.

Generationenwerkstatt in Wilsum erfolgreich abgeschlossen: Die drei Uelser Oberschüler mit Tischlermeister Gehard Grobbe (links) und Firmenchef Jan Wigger (rechts). Foto: C. Hesebeck

Wilsum. Um wieder mehr Auszubildende für das Handwerk zu gewinnen, hat die Osnabrücker Ursachenstiftung das Projekt „Generationenwerkstatt“ ins Leben gerufen, Unterstützung erhält die Stiftung dabei von der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim und deren Kreishandwerkerschaften. Das Ziel: Schüler sollen über ein Projekt in einem handwerklichen Betrieb frühzeitig an die verschiedenen Berufe herangeführt und für diese begeistert werden. Ein „Unruheständler“, zumeist ein Rentner mit Berufserfahrung in der entsprechenden Branche, unterstützt die Jugendlichen bei der Umsetzung ihres Projektes.
„2014 ist die Generationenwerkstatt gestartet, bis heute wurden 100 Projekte umgesetzt. Daran haben 450 Schüler teilgenommen, das ist eine tolle Zahl“, freut sich Renate Beineke, Botschafterin der Generationenwerkstatt. In der Grafschaft haben 2017 sechs Betriebe teilgenommen, am vergangenen Freitag wurde das letzte Projekt bei der Firma „Wigger Innenausbau“ in Wilsum abgeschlossen. Max Völkering, Mark Woltering und Leon Eichmann von der Oberschule Uelsen haben seit Anfang August jeden Freitagnachmittag gemeinsam mit „Unruheständler“ Gerhard Grobbe in der Tischlerei an drei Schränkchen gearbeitet. „Die Jungs haben viel Einsatz gezeigt und sogar in den Ferien gearbeitet“, zeigt sich der 70-jährige Tischlermeister beeindruckt. Vom Erstellen eines maßstabsgerechten Entwurfes, dem Zuschneiden der einzelnen Bauteile über das Beizen und Lackieren des kleinen Schrankes aus Buche: Die drei Jungs hatten bei Wigger viele Möglichkeiten, in den Beruf des Tischlers einzutauchen.

Kniffelig wurde es beim Anfertigen der Zapfenverbindungen, die einzelne Holzbauteile miteinander verbinden. „Das hat den Teilnehmern nicht immer Spaß gemacht“, sagt Grobbe. Am Ende konnten die Schüler ihren Eltern und Lehrern drei tolle Stücke zeigen, die einen guten Platz im Haus verdient haben. Ein großes Lob gab es von Firmenchef Jan Wigger, der mit seinem Unternehmen zum ersten Mal an der Generationenwerkstatt teilgenommen hat. „Die Drei haben sich im Projekt entwickelt, sie können stolz auf ihre Arbeit sein“, sagte Wigger, der rund 30 Mitarbeiter beschäftigt. Mit dem Anfertigen der Zapfen hätte auch so mancher Azubi seiner Probleme.
Lob für ihre Arbeit bekamen die Neuntklässler auch von ihrer Schulleiterin Marianne Fischer. „Solche Projekte können wir bei uns an der Schule leider nicht umsetzen, das geht nur in Zusammenarbeit mit den Firmen vor Ort. Die Generationenwerkstatt ist eines unserer stimmigsten Schulprojekte“, erklärte Fischer.
Und die Schränke? Die haben schon einen sicheren Platz bei ihren drei Besitzern und sollen im jeweiligen Schlafzimmer stehen. „In die Schublade verstaue ich vielleicht meine Urlaubsfotos, genug Platz für andere Dinge habe ich dann noch“, sagt Leon Eichmann. Im kommenden Jahr soll es bei Wigger in Wilsum wieder ein Projekt geben. „Die Gruppengröße soll so bestehen bleiben, so kann den Teilnehmern mehr gezeigt werden als in größeren Gruppen“, sagt Jan Wigger. Durch das Projekt oder Praktika im Betrieb könne Jugendlichen verschiedene Berufsbilder nähergebracht und so auch neue Auszubildende gewonnen werden.

„Wir bekommen zwar noch ausreichend Bewerbungen, deren Zahl ist aber rückläufig. Das Problem gibt es im gesamten Handwerk“, ergänzt Wigger, der derzeit vier Tischler-Azubis beschäftigt. Da ist die Generationenwerkstatt eine gute Möglichkeit, handwerkliche Betriebe zu präsentieren. Mit Erfolg: Leon, Max und Mark können sich vorstellen, später einmal eine Ausbildung zum Tischler anzufangen.

Ein Artikel der Grafschafter Nachrichten           von Carl Hesebeck         06.11.2017

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