Bei der Auftaktveranstaltung, die bei Elektro Evers Gartenbautechnik und Anlagenbau stattfand, waren außer den acht Schülern, auch einige Lehrer, ein Vertreter der Agentur für Arbeit und vor allem fast alle Eltern der Schüler dabei. „Es ist uns sehr wichtig, die Eltern mit einzubeziehen und ihnen zu zeigen, welche Möglichkeiten es für ihre Kinder im Handwerk gibt“, betonte Renate Beineke, Botschafterin der Ursachenstiftung. Das Elternhaus habe nachweislich immer noch den größten Einfluss auf die Berufsentscheidung eines jungen Menschen.
Freiwillig angemeldet
Aufmerksam verfolgten die Schüler, die sich alle freiwillig für das Projekt angemeldet hatten, die Ausführungen der beiden Unternehmenschefs Hermann Herrmanns, einer der drei Geschäftsführer von Elektro Evers, und Irene Büsing-Osteresch, Chefin der gleichnamigen Tischlerei, über Historie und Schwerpunkte ihrer Unternehmen. Das Elektro-Unternehmen Evers, das vor allem im Bereich Gartenbautechnik tätig sei, habe derzeit 44 Mitarbeiter plus elf Auszubildende. „Teamgeist wird bei uns groß geschrieben“, betonte Herrmanns. Die jungen Praktikanten und Auszubildenden stünden dabei im Mittelpunkt.
Unternehmen in vierter Generation
Auch in der Tischerei Büsing werde Ausbildung groß geschrieben, betonte Büsing-Osteresch. Das verhältnismäßig kleine, in der vierten Generation geführte Familien-unternehmen mit vier Gesellen bilde derzeit vier junge Menschen im Tischlerhandwerk aus. Nach einer Einführung und Sicherheitsunterweisung werden die vier Michaelschüler Joel Doeldissen, Mathis Kuper, Lennard Tischner und Philipp Rüther bei Elektro Evers solarbetriebene Gurkenglaslampen und Wetterstationen bauen – für jeden Teilnehmer eine und eine für die Schule. Senior-Chef Johannes Evers und Mitarbeiter Anton Schulten werden sie dabei anleiten. „Wir werden auch schauen, dass die Jungen mal mit auf eine Baustelle kommen“, kündigte Evers an.
Erste Skizzen gemacht
In der Tischlerei Büsing, die eigentlich auf klassische Möbeltischlerei spezialisiert ist, werden Kai Schepers, Tim Leonhardt, Philine Kleinfeld und Pascal Janssen eine Halfpipe für die Skateboard-AG ihrer Schule bauen. „Wir haben bereits erste Skizzen gemacht, aber wie das genau funktionieren wird, wissen wir auch noch nicht“, kündigte Büsing-Osteresch an. Gemeinsam mit Alt-Geselle Josef Brune werden die Schüler einiges ausprobieren müssen, damit das Projekt gelinge.
„Das wird schon eine Herausforderung“, bemerkte Tim Leonhardt. Er selbst habe zusammen mit seinem Großvater schon einige Regale und Einbauschränke gebaut. Gerade sei er dabei, sich einen eigenen Schreibtisch zu bauen. Weniger fachliche Vorkenntnisse, dafür aber Spaß am kreativen Arbeiten brachte sein Mitschüler Kai Schepers mit. Eine Ausbildung im Handwerk können sich die beiden Achtklässler grundsätzlich gut vorstellen. In der Generationenwerkstatt wollen sie sich ausprobieren.
Gewinn für alle Beteiligten
Schulleiter Thomas Springub nannte die Generationenwerkstatt eine „geniale Idee“, die eine „Win-Win-Win“-Situation schaffe: Die Schüler lernen die Arbeit in einem Betrieb kennen, dürfen ein eigenes Projekt umsetzten und am Ende noch etwas für sich mit nach Hause nehmen. Die sogenannten „Un-Ruheständler“ als Betreuer halten Kontakt zur jungen Generation und können ihre Erfahrungen weitergeben. Die Unternehmen selbst können ihren Nachwuchssorgen etwas entgegenhalten. „Und wir als Schule haben auch etwas davon, indem wir weitere Kooperationspartner aus der Wirtschaft gewinnen und mehr darüber erfahren, was unsere Schüler später in den Betrieben erwartet.“
Bislang elf Unternehmen dabei
Seit dem Start er ersten Generationenwerkstatt 2014 haben insgesamt elf Unternehmen im nördlichen Emsland in Kooperation mit fünf Schulen 21 solcher Projekte umgesetzt, erklärte Renate Beineke. 75 Schüler hätten ein Zertifikat bekommen, mit dem sie sich für eine Ausbildung bewerben können. Wie viele davon tatsächlich eine Ausbildung im Handwerk starten, werde derzeit evaluiert.
Ein Artikel der Ems-Zeitung, NOZ 22.09.2017