Das Thema Berufsorientierung in Zeiten von Corona stellt viele Schulen und Unternehmen vor Herausforderungen. Eine Möglichkeit, dass trotz der aktuellen Situation Schülerinnen und Schüler einen Einblick in Betriebe und Berufsfelder bekommen, hat nun die Kleymann Oberflächentechnik gemeinsam mit der Albert-Trautmann-Schule in Werlte entwickelt.
Gestartet war die GenerationenWerkstatt bereits im Februar letzten Jahres mit fünf Schülern der neunten Klasse. Als gemeinsames Projekt der Ursachenstiftung, dem Wirtschaftsverband Emsland und der Schule war geplant, ein altes Mofa zu restaurieren und in den Schulfarben zu lackieren. Die ersten zwei Projekttreffen konnten im Unternehmen stattfinden, bei denen die Maschine zunächst in Einzelteile zerlegt worden war. Da weitere persönliche Treffen aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich waren, entschlossen sich die Projektpartner dazu, das Vorhaben digital weiterzuführen und zu beenden.
„Es wäre schade, wenn das gestartete Projekt aufgrund der Pandemie ganz ausgefallen wäre. Immerhin war eine Schülergruppe bereits bei uns im Unternehmen und hat das Mofa in die Einzelteile zerlegt“, erklärte Ansgar Kleymann, Geschäftsführer der Kleymann Oberflächentechnik. So habe sich das Unternehmen eine andere Möglichkeit überlegt, das Projekt fortzuführen und ließ interessierte die Schüler/innen virtuell an den weiteren Arbeitsschritten teilhaben. Über eine Videokonferenz zeigten Mitarbeiter*innen des Unternehmens, was es beim Schleifen, Reinigen und Grundieren des Fahrzeuges zu beachten gibt. Außerdem bekamen die Teilnehmenden einen Einblick in die Lackierung der Einzelteile sowie die Ausbildung zum/r Verfahrensmechaniker/in für Beschichtungstechnik.
„Insgesamt haben 11 Schüler aus den Profilen Technik und Wirtschaft an dem Projekt teilgenommen“, erklärte Josefine Schlangen, stellv. Schulleiterin der Schule. „Wir freuen uns sehr, dass die Kleymann Oberflächentechnik uns einen Einblick in das Berufsfeld und den Betrieb gegeben hat, um die Schüler bei der beruflichen Orientierung zu unterstützten“. Daneben bedankte sie sich auch bei dem Lackzentrum Stindt, das die Farben für die Lackierung zur Verfügung stellte. Das fertige Mofa soll am Ende von der Schule genutzt werden.
Für die Schülerinnen und Schüler bieten solche Projekte einen guten Einblick in Unternehmen in der Region mit ihren Tätigkeiten und Berufsfeldern. Einer der Teilnehmenden freute sich zum Beispiel über die neuen Erkenntnisse, die er für das Lackieren seines eigenen Rollers anwenden könne. Außerdem wurden die Betriebsführung und die Informationen über den Ausbildungsberuf als spannend und sehr lehrreich empfunden.
Mechtild Weßling, Geschäftsführerin des Wirtschaftsverbandes Emsland, betonte die Relevanz solcher Projekte. „Besonders in der aktuellen Zeit ist es wichtig, dass wir den jungen Menschen hier in der Region die vielfältigen Perspektiven aufzeigen. Auch wenn das persönliche Gespräch und das Kennenlernen der Praxis im Betrieb nicht möglich ist, zeigt dieses Beispiel sehr deutlich, dass Alternativen wichtig und möglich sind.“ Sie bedankte sich für die Initiative des Unternehmens und die gute Zusammenarbeit mit allen Partnern. „Natürlich hoffen wir, dass die GenerationenWerkstatt in Zukunft wieder im Unternehmen stattfinden kann und freuen uns schon auf weitere Projekte.“
Die GenerationenWerkstatt ist ein Projekt der Ursachenstiftung Osnabrück, in dem Schüler ab der achten Klasse in generationenübergreifenden Aktionen Berufsfelder praktisch kennenlernen. Dabei arbeitet eine Gruppe Jugendlicher im Unternehmen unter Anleitung eines erfahrenen Betreuers an einem Projekt und lernt so den Betrieb und die Tätigkeiten kennen. „Uns ist es wichtig, dass die Schülergruppen an einem Gegenstand arbeiten, den sie am Ende für sich nutzen können“, so Renate Beineke, Projekt-Botschafterin der Ursachenstiftung Osnabrück. Seit Projektstart 2014 wurden 222 GenerationenWerkstätten in 93 Unternehmen aus Osnabrück und dem Osnabrücker Land, dem Emsland, Ostfriesland, der Grafschaft Bentheim und dem angrenzenden Westfalen mit 46 Schulen und rund 900 Schülern durchgeführt
Ein Artikel der Ems-Zeitung, NOZ vom 27.04.2021