IBBENBÜREN. Der Seat Ibiza ist 15 Jahre alt und ein schwerer Fall: Der Wagen hat erhebliche Mängel, stellt Kfz-Sachverständiger Jürgen Hebbeler von der Dekra fest. So kriegt er keine Plakette. Für Mattis Bahr, Fynn Nachtigall, Felix Merschjann und Niklas Löwe ist er genau richtig. Im Rahmen der Generationenwerkstatt werden die vier Neuntklässler der Gesamtschule Ibbenbüren den Wagen im Autohaus Bäumer wieder fit machen. Zur Seite stehen den Schülern dabei der Kfz-Meister im Ruhestand, Willi Brewe, und Rolf Kieke, Kfz-Meister im Autohaus Bäumer.
Beim Auftakt am Donnerstag in der Werkstatt zückte zunächst mal Jürgen Hebbeler Block und Stift: Standlicht vorne links defekt, fehlende Bremsbeläge, verschlissene Bremsscheiben, Ölverlust, verschobene Achsgeometrie, Schweller durchgerostet – die Liste dessen, was die vier Schüler in den kommenden zehn Wochen beheben wollen, ist lang. Jeden Mittwochnachmittag werden sie in der Werkstatt stehen, werden dreckige Hände und ölverschmierte Hosen haben. Für die vier Jungs kein Problem. „Ich wollte später auch in der Richtung was machen“, sagt Niklas Löwe (15). Mattis Bahr (14) repariert schon jetzt zu Hause gerne Rasenmäher und Fynn Nachtigall (15) kann sich ebenfalls einen Beruf rund ums Schrauben vorstellen.
Es sei kein Problem gewesen, die Schüler für das Projekt zu finden, erklärt Olaf Nordmann, Berufswahlkoordinator der Gesamtschule. „Wir hatten sofort den Eindruck, dass das eine Win-win-Situation ist. Unsere Schüler bekommen Praxiserfahrung und das Handwerk sucht Nachwuchs.“
Für die Ursachenstiftung als Initiator ist es erst das zweite Projekt in Ibbenbüren. Autohaus-Chef Thomas Bäumer war sofort angetan von der Idee: „Wir wollen Azubis an der Basis abholen und zeigen, dass ein handwerklicher Beruf ein schöner Beruf ist.“
Ganz im Sinne der Generationenwerkstatt hat Bäumer seinen früheren Ausbildungsmeister angefunkt, Willi Brewe. Er ist seit 2001 im Ruhestand. Für das Projekt zieht der 77-Jährige wieder den Kittel an. „Das ist richtige Arbeit, da gibt‘s auch dreckige Hände“, sagt er und ist gespannt, wie die Schüler damit umgehen.
Das Projekt
Die Generationenwerkstatt ist ein Projekt der Ursachenstiftung Osnabrück. Sie wird von der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim und Kreishandwerkerschaften vor Ort unterstützt. Das Projekt richtet sich an drei Generationen, sagt Koordinatorin Renate Beineke. Die erfahrene Generation gibt ihr Wissen weiter, die aktive erhält Unterstützung in der Nachwuchsförderung und bei der kommenden Generation wird Begeisterung fürs Berufsleben geweckt. 2018 gibt es 54 Werkstätten.
Ein Artikel der Ibbenbürener Volkszeitung, IVZ von Linda Braunschweig vom 21.09.2018
„Quelle: Ibbenbürener Volkszeitung, 21. September 2018, Linda Braunschweig (Autorin)©ivz.medien GmbH & Co. KG , alle Rechte vorbehalten.“